Die Bahn kommt… aber wo?

Eigentlich hätte ich es aus Erfahrung besser wissen müssen, aber ich habe doch tatsächlich mal wieder geglaubt, dass es das Einfachste wäre, mit der Bahn nach Hause zu fahren.

Es war ein schöner Montagabend und ich war pünktlich an dem Gleis, an dem mein Zug abfahren sollte. Ich steige also in den Zug in dem Gleis ein… Es ist auf den Punkt genau 18.41 Uhr – die Zeit, zu der der Zug planmäßig abfahren sollte. Und genau um diese Zeit kommt in dem Zug, in dem ich sitze, eine Durchsage, die sinngemäß lautete: ‚Übrigens, der Zug hier ist gar nicht der Zug, den sie hier erwarten, sondern der hier fährt nach Aalen. Der ‚richtige‘ Zug steht im Abschnittt A-C‘.
Häh, wo ist jetzt wieder Abschnitt A-C? Ich steige also schnell aus dem Zug aus, bevor ich noch in Aalen lande und sehe gerade noch, wie mein Zug, der mich heimfahren sollte, den Bahnhof verlässt und erkenne, dass Abschnitt A-C eigentlich schon halb aus dem Bahnhof draußen ist. Na toll! Aber es wäre natürlich auch zu viel verlangt, wenn man irgendwo anschreiben würde, wo welcher Zug steht…

Ich schaue also, wann der nächste Zug fährt. Meine Züge fahren normalerweise stündlich. Aber es wäre ja nicht die Deutsche Bahn, wenn sie nicht auch da eine Überraschung auf Lager hätten. Also sehe ich auf dem Plan, dass ich genau bis 2 Minuten (vielleicht auch eine Minute und 57 SEkunden) vor 8 Uhr warten muss, bis der nächste Zug kommt. Dort steht, er fährt von Gleis 4, also gehe ich zu Gleis 4. Markus war dabei und hatte zum Glück sein HTC dabei, sodass wir immer wieder im Internet schauten, ob sich irgendwas ändert, sie den Zug auf ein anderes Gleis legen oder ähnliches… Wir warten also über eine Stunde an diesem Bahngleis 4. Schauen im Internet: Gleis 4. Als der Zug dann 8 Minuten bevor er los fahren sollte, immer noch nicht da ist, kommen uns schon so ein paar Zweifel. Warten wir noch kurz… Jetzt sind es nur noch 4 Minuten bis zu Abfahrt. So langsam könnte er schon mal kommen. Uns wird immer mulmiger zumute und so rennt Markus vor zur Anzeigetafel und da steht doch tatsächlich: Gleis 6.

Ach ja, es bleibt halt spannend bis zum Schluss. Wir rennen also los zu Gleis 6 – wenigstens ist es nicht allzu weit von Gleis 4 entfernt. Richtig fies wird es erst, wenn man auf Gleis 1 wartet und zu Gleis 16 muss!
Über eine Stunde sind wir also an Gleis 4 rumgesessen und es wäre natürlich auch wieder zu viel verlangt einen Bahnbeamten an das ursprünglich geplante Gleis zu schicken und mal zu schauen, ob da noch welche warten. Oder – das wäre aber auch schon wirklich im Bereich des Unmöglichen – einfach mal eine Durchsage zu machen und zu sagen:
Der ursprünglich auf Gleis 4 geplante Zug nach Nürnberg fährt heute von Gleis 6!
Naja und gut wäre natürlich auch, wenn diese Durchsage nicht erst dann kommt, wenn der Zug schon los fährt. Überdies verstehe ich sowieso nicht, warum man den Zug umlegen musste – Gleis 4 war frei! Warum also Gleis 6 nehmen?

Jedenfalls wurde ich wieder daran erinnert, warum ich nicht gerne Bahn fahre. Soviel Aufregung am Abend ist einfach nichts für mich.
Zudem war es die ganze Zeit laut, wegen den vielen Demonstranten mit ihren überflüssigen Klingeln und Glocken und anstatt, dass man hilft, die Bauarbeiten schnell über die Bühne zu bringen, zögert man alles noch hinaus.
Ich bin grundsätzlich eigentlich für Stuttgart 21 – in der Hoffnung, dass der Bahnhof organisierter wird und vor allem, dass er schöner und heller wird. Wollte man unbedingt das Gebäude erhalten, hätte man – finde ich – im Vorfeld dafür sorgen müssen, dass sich nicht überall riesige Banken ansiedeln, die den Bahnhof wie ein kleines Papphaus aussehen lassen. So wie er jetzt aussieht, wirkt er ja fast schon lächerlich. Ich freue mich auf den großen neuen Bahnhof – und das einzige Wahrzeichen: der Turm mit dem Mercedesstern, soll ja eh erhalten bleiben!
Mir gefällt der neue Bahnhof schon rein optisch besser und die ganzen Argumente bezüglich des Erhalts des Gebäudes finde ich lächerlich! Man wohnt ja heute auch nicht mehr in den Lehmhütten der Steinzeit! Ich finde, es darf nach so vielen Jahren auch mal was Neues her.
Das einzige – und da gehe ich mit den Stuttgart21 Gegnern konform – was mir auch Sorgen macht, ist, dass man anscheinend nicht genau weiß wie man Stuttgart untertunnelt. Sollten bei dem Versuch plötzlich ein paar Gebäude absinken oder ähnliches, weil man vielleicht auf irgenwelche unterirdischen Höhlen, Blasen oder Flüsse trifft, wäre das natürlich nicht im Interesse des Erfinders.

Ich jedenfalls hoffe, dass mit Stuttgart21 die Bahn in Stuttgart neu strukturiert wird, dass nicht zwei Züge auf einem Gleis stehen und nur einer der Züge angeschrieben ist und, dass nicht auf einmal ein Zug auf ein anderes Gleis gelegt wird, ohne, dass man Bescheid sagt und ich würde mich freuen, wenn man seine Zeit nicht mit Demonstrieren vergeuden würde oder indem man irgendwelche komischen Baumhäuser baut, sondern indem man sich fachkundig macht, herauszufinden versucht, wie man alles billiger, schneller und besser machen kann.
Steckt lieber eure Energie in den Fortschritt anstatt, dass ihr versucht ihn zu verhindern – kommen wird er sowieso, denn ein Leben ohne Fortschritt, ist ein stillstehendes Leben, also kein Leben, also der Tod – um es mal etwas überspitzt zu formulieren.

Ich kann nur einen Vergleich zu Schwäbisch Hall ziehen: Jahrelang hat man versucht die Westumgehung zu verhindern und hat Energie in die Verhinderung gesteckt. Jetzt wird sie doch gebaut – wie ich fnde, viele Jahre zu spät – aber besser spät als nie! Nur die Energie dagegen hätte man sich sparen können und lieber die Stadt Hall noch mehr modernisieren, wie es jetzt mit dem Kocherquartier versucht wird.

3 Kommentare

  1. Heike sagt:

    Ich steckte gestern drei Stunden zwischen Lübeck und Hamburg fest … Puh

  2. Markus sagt:

    Wieder ein sehr lesenswerter Blogeintrag. Zum Glück haben wir dann noch rechtzeitig bemerkt, dass der Zug auf einem anderen Gleis abfährt – eine Durchsage wäre schon ganz nett gewesen… Wir waren auch nicht die Einzigen, die den Zug fast verpasst hätten…

    Was ich auch bemerkenswert fand war, dass man nicht ohne weiteres zu den Gleisen kam. Erst musste man durch eine Art Sicherungskontrolle der Bahn/Polizei, bei der man ein Ticket vorzeigen musste (zum Glück habe ich einen Verbundspass ;) Was diese ganze Sicherungsmaßnahmen wegen der Demonstrationen kosten, möchte ich gar nicht wissen – im Radio kam am Wochenende, dass BW nun wahrscheinlich auch Hilfe aus den anderen Bundesländern braucht…

    Naja, mit einem Blick auf die Uhr und der Tatsache, dass ich morgen noch einiges vor habe, höre ich an dieser Stelle vorerst auf zu kommentieren und gehe ins Bett ;)

    Kurz anmerken möchte ich aber noch, dass ich dein neues Herbst-Layout und das neue Bücherregal optisch sehr schön finde (HDL, Schatz ;)

    Gute Nacht euch allen ;)
    Markus

  3. Jochen sagt:

    Mein bestes Erlebnis dieses Jahr war eine Durchsage warum der Zug in dem ich saß so lange im Bahnhof stand und jetzt Verspätung hat: „Wir haben leider 5 Minuten Verspätung wegen starkem Zustieg an einer Türe“
    Das war die gleiche Fahrt in der ich auch Verspätung wegen eines Böschungsbrandes und nochmal etwas außergewöhnlichem hatte.

    Also ich finds immer wieder amüsant mit der Bahn zu fahren und machs auch immer wieder gerne :)

Schreibe einen Kommentar zu Markus Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.