London Heathrow und Lufthansa

Was sich gerade in England an den FlughĂ€fen und auf den Straßen abspielt, ist einfach nur noch unglaublich. Wir hĂ€tten Weihnachten bestimmt alleine in England verbringen mĂŒssen, wenn wir nicht unsere „Retter“ gehabt hĂ€tten :)

Ein Freund von uns muss jetzt von England aus mit dem Bus nach Lettland, weil die EnglĂ€nder einfach mit dem Schnee nicht fertig werden. Und es ist noch fraglich, ob das mit dem Bus klappt. Auf die Bahn ist auch kein Verlass, denn auch sie bricht jetzt unter der Doppelbelastung durch die Menschen, die vom Flug auf den Zug umsteigen wollten, zusammen. Alleine in Oxford hat ein bischen Schnee zum totalen Zusammenbruch der öffentlichen Verkehrsmittel gefĂŒhrt und manche Autofahrer haben ihre Autos einfach auf der Straße stehen lassen – so etwas wie Winterreifen gibt es dort wohl nicht. Es wurde auch nichts gerĂ€umt – also wirklich nichts. Ein paar Tage nachdem es schon lĂ€ngst wieder aufgehört hatte zu schneien, waren die Straßen immer noch voll Schneematsch und die Autos sind im Schrittempo gefahren, denn mit ungeeigneten Reifen kann auch so ein bischen Matsch schon eine ordentliche Rutschpartie verursachen:

Auch in Deutschland wird nicht jede einzelne kleine Straße gerĂ€umt, aber die obige gehört zu den Hauptstraßen. Das untere Bild zeigt eine „Straße“ in einer Siedlung – nur an den Spuren im Schnee lĂ€sst sich erahnen, dass sich darunter eine Straße befindet:

Wie gesagt wird auch in Deutschland nicht jede kleine Straße von einem RĂ€umfahrzeug gerĂ€umt, aber derartige Straßen werden dann wenigstens von den Leuten selbst weitgehendst gerĂ€umt, indem sie selbst schippen. Das haben die Leute hier auch versucht, allerdings ohne Schippschaufel, sondern mit Spaten! Das zeigt nur wieder einmal, dass Schnee in England mehr als selten ist, wenn nicht mal eine Schippschaufel vorhanden ist.

Es hat nur einen Tag geschneit und wĂ€re das in Deutschland passiert, wĂ€ren gleich RĂ€umfahrzeuge ausgerĂŒckt und es wĂ€re Salz gestreut worden, sodass die Straßen erst gar nicht so zugeschneit wĂ€ren wie es dann hier der Fall war. Es kann ja schon sein, dass dieses bischen Schnee ein Land ĂŒberfordert, in dem es sonst eigentlich kaum schneit, aber dass die Überforderung so groß wird, hĂ€tte ich nicht gedacht.

Unser Flug wurde natĂŒrlich annulliert, was wir nicht glauben konnten, denn es war immerhin schon ein ganzer Tag vergangen, an dem es nicht mehr geschneit hatte – ein Tag sollte doch eigentlich reichen die Start- und Landebahnen zu rĂ€umen. Und so sehr kalt war es eigentlich auch nicht mehr.

Das fĂŒhrt mich auch auf die eigentliche Intention dieses Blogeintrages: Es kann nicht sein, dass einfach FlĂŒge annuliert werden, keine ErsatzflĂŒge angeboten werden, die Hotline der Lufthansa zusammenbricht, die Schalter am Flughafen einfach geschlossen werden und man dann vermutlich nicht mal sein Geld zurĂŒck bekommt. Ich habe von einer Frau gehört, deren Flug auch annulliert wurde. Sie hat dann den nĂ€chsten Flug gebucht, der wurde wieder annulliert, dann hat sie wieder gebucht und auch der wurde annulliert – insgesamt wird das bestimmt ĂŒber 1000 Euro gekostet haben, denn schon so ein kleiner Flug von London nach Stuttgart kann, wenn man ihn nicht mindestens vier Wochen vorher bucht, um die 400 Euro kosten – da kommt bei mehrmaligem Buchen eine stolze Summe zusammen. Und dieses Geld muss man doch zurĂŒckerstattet bekommen! Man hat immerhin etwas gekauft und das wurde in dem Sinne nicht geliefert! Und ich finde, die Klausel ĂŒber die Annulierung von der Lufthansa gibt mir recht:

Annullierung

Sollte der Flug, auf dem Sie eine bestĂ€tigte Buchung hatten, annulliert worden sein, haben Sie ebenfalls die gleichen Rechte auf eine anderweitige Beförderung, Betreuungsleistung, Erstattung und Ausgleichsleistung wie sie oben aufgefĂŒhrt sind.

Sie haben jedoch keinen Anspruch auf eine Ausgleichsleistung gemĂ€ĂŸ der EU Verordnung, wenn das Vorkommnis auf außergewöhnliche UmstĂ€nde zurĂŒckzufĂŒhren ist, die sich bei Ergreifen aller zumutbaren Maßnahmen nicht hĂ€tten vermeiden lassen. Beispielsweise bei schlechten Wetterbedingungen, politischer InstabilitĂ€t, Streiks, Sicherheitsrisiken, unerwarteten FlugsicherheitsmĂ€ngeln.

(Quelle: Lufthansa)

Der entscheidende Ausdruck ist dabei „die sich bei Ergreifen aller zumutbaren Maßnahmen nicht hĂ€tten vermeiden lassen“. Wenn andere FlughĂ€fen sogar mit mehr Schnee fertig werden, dann wurden meiner Ansicht nach offensichtlich in London nicht „alle zumutbaren Maßnahmen“ ergriffen um dem Schnee beizukommen und dieses ganze Chaos hĂ€tte sich sehr wohl „vermeiden lassen“! NatĂŒrlich waren es „außergewöhnliche UmstĂ€nde“, die zur Annullierung gefĂŒhrt haben, aber eben nicht solche, wie sie in der Klausel nĂ€her charakterisiert werden – also nicht solche, „die sich bei Ergreifen aller zumutbaren Maßnahmen nicht hĂ€tten vermeiden lassen“.

Ich werde auf jeden Fall „alle zumutbaren Maßnahmen“ ergreifen, um mein Geld zurĂŒckzubekommen und hoffe, durch diesen Artikel Menschen zu finden, denen es genauso ging und die es auch als eine riesengroße Ungerechtigkeit empfinden, wenn jemand einfach Geld einkassiert und es behĂ€lt, ohne aber eine angemessene Ersatzleistung erbracht zu haben (dazu zĂ€hlt meiner Meinung nach nicht das Umwandeln in Bahntickets, wenn dann kein Zug mehr fĂ€hrt). Es wĂ€re nur gerecht, wenn jeder Fluggast sein Geld wieder zurĂŒckerhĂ€lt – mal sehen wie gerecht da das Rechtssystem ist, oder ob Klauseln gefunden werden, die den Fluggesellschaften einfach mal alles erlauben.