Patrick Süskind: Die Geschichte von Herrn Sommer

Neue Serie

Mit Patrick Süskinds Novelle „Die Geschichte von Herrn Sommer“ (1991) starte ich hiermit eine neue Serie auf diesem Blog – zu finden unter der Kategorie „Bücher“.

Im Doktorandenkolloquium hat sich ein kleiner Lesezirkel aus ein paar Leuten gebildet, in dem jeden Monat ein Buch gelesen wird, um es danach bei einem gemütlichen Essen an einem beliebigen Ort zu besprechen. In meiner Studientzeit war ich es gewohnt, über die Bücher, die ich gelesen habe, ausführlich zu debattieren und seit meiner Studienzeit merke ich, dass mir das seitdem fehlt, da eigentlich kaum einer freiwillig gerne solche Bücher liest, wie ich sie im Studium gelesen habe. Ich finde aber gerade solche Bücher spannend! Bücher, über die man diskutieren will, wo nicht alles sofort klar ist und die zwar gerne einfach geschrieben sein dürfen, aber deren Inhalt nicht einfach sein soll.

Das Treffen diesen Monat findet bald statt und ich bin schon sehr gespannt darauf. Vor allem finde ich den Rahmen toll! Wer will schon in einem kahlen Raum sitzen und trocken Bücher diskutieren? Da ist ein gemeinsames Essen doch viel gemütlicher.

Die Bücher, die wir lesen werden, werde ich hier also ebenfalls besprechen – erst meine Meinung und dann, was bei unserem Treffen herausgekommen ist.

Nun zum Buch:

Die Novelle hat erst einmal einen sehr angenehmen, einfachen Schreibstil. Der Ich-Erzähler ist ein Mann um die Vierzig, der sich an seine Jugend erinnert und, dass bei all seinen Erlebnissen ein gewisser „Herr Sommer“ irgendwie dabei war.

Dieser Herr Sommer hatte immer einen Stock dabei und war immer in Bewegung. Der Junge erlebt verschiedene, abwechslungsreiche Dinge und die einzige Konstante ist Herr Sommer, den er dabei häufig vorüberrennen sieht. Die Leute im Dorf glauben, er leide an Klaustrophobie und müsse daher immer draußen sein und herumrennen.

Am Ende geht Herr Sommer in einen See und stirbt dann vermutlich – gesagt wird es so genau nicht. Der Junge sieht es jedenfalls und unternimmt aber nichts, weil er sich an eine Szene mit Herrn Sommer erinnert, in der dieser wutentbrannt geschrien hat, dass man ihn endlich in Ruhe lassen solle.

Eine Passage ist hierbei ganz interessant:

Der Junge sieht Herr Sommer wieder vorbeirennen uns meint dann:
„(…) hatte ich doch soeben einen Mann [Herr Sommer] gesehen, der sein Leben lang auf der Flucht war vor dem Tod.“ (S. 106) [Anmerkung von mir]

Und auf der nächsten Seite findet man daraufhin Folgendes:

„(…) sagten wir zum Spaß: ‚Schau, da geht Herr Sommer – er wird sich den Tod holen!'“ (S.107)

Das Ende spricht eher dafür, dass er vielleicht tatsächlich den Tod gesucht hat. Ganz ausgereift ist meine Deutung hierbei jedoch noch nicht.

Eine kleine Kostprobe:

Kurze Hinführung von mir: Der Junge freut sich darüber, dass seine Angebetete, die von dem Angebetet-Sein übrigens nichts weiß, an einem Montag mit ihm in sein Dorf laufen will, da sie dort jemanden besuchen möchte. Er plant das ganze Wochenende über die perfekte Route, um ihr alles Mögliche zeigen zu können. Am Montag fällt ihm dann auf, dass der Tag wunderschön ist und die Sonne scheint und ihm fällt urplötzlich ein, dass seine ganze Route umsonst gewesen wäre, wenn es geregnet hätte und er doch tatsächlich so leichtsinnig war, sich aufs Wetter zu verlassen. Er spielt daher Szenarien durch, was gewesen wäre, wenn es geregnet hätte.

„Mit Wonne überließ ich mich diesen Katastrophenphantasien, sie verschafften mir süße, weil überflüssige Sorgen und bescherten mir ein nahezu triumphales Glücksgefühl: Nicht nur hatte ich mich keinen Deut um das Wetter gekümmert – nein, das Wetter persönlich kümmerte sich um mich!“ (S. 58)

Ein Kommentar

  1. Janine sagt:

    Hey!

    Coole Sache so ein Lesezirkel! Lest bitte auch mal „Ein Hemd des 20. Jahrhunderts“ (?) von Yann Martel. Und wenn ihr das dann diskutiert habt, will ich wissen, was ihr davon haltet. Mit hat es sehr gefallen aber ich habe genau das vermisst: jemanden zum Reden!

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