Weihnachtsmarkt Stuttgart

Die Zeit der Weihnachtsmärkte ist eine der schönsten! Nicht nur, dass es überall grandioses Essen gibt, sondern man kann auch allerlei Dinge entdecken, die man sonst vielleicht nie finden würde. Das Problem an der ganzen Sache ist nur, dass Weihnachtsmärkte ab Mittag und spätestens zum Abend hin völlig überfüllt sind und man die vielen verschiedenen Highlights gar nicht mehr richtig sehen kann vor lauter Menschen. Ein Glück, dass ich das Problem umgehen kann ;)

So war ich also morgens um kurz nach 10 an einem Wochentag auf dem Weihnachtsmarkt in Stuttgart unterwegs und konnte im Rahmen von einigen Pensionären und vielen Kindergartenkindern ein paar Fotos machen und auch das ein oder andere Geheimnis entdecken.

Da der Stuttgarter Weihnachtsmarkt einer der größten Weihnachstmärkte ist (er nimmt vier Plätze im Herzen Stuttgarts ein: Schloßplatz, Schillerplatz, Marktplatz und Karlsplatz), kann es passieren, dass man als jemand, der sich nicht so auskennt, schnell den Überblick verliert und sich vielleicht auch verläuft. Natürlich lohnt es sich jeden Stand einmal selbst anzuschauen.
Mich zieht aber jedes Jahr von Neuem ein Stand ganz besonders an. Diesen habe ich hier mit einem Pfeil gekennzeichnet und möchte ihn hier als Tipp für alle, die noch vor haben den Weihnachtsmarkt zu besuchen, erwähnen. Man findet dort vor allem Dinge, die nicht jeder hat und die etwas Besonderes sind – beispielsweise einen Flaschenteufel, oder einen Kreisel, der sich umdreht, oder auch eine Burg, die aus einem Baumstamm wächst usw.
Den Stand kann man eigentlich auch nicht wirklich verfehlen. Er befindet sich auf dem Marktplatz in der Mitte der parallel angeordneten Stände und steht zu diesen quer.
Gerade um diesen Stand gruppieren sich viele weitere Stände, die alle etwas Außergewöhnliches anbieten – jeder auf seine Art.

Den Stuttgarter Weihnachtsmarkt mag ich aber vor allen Dingen wegen einer Sache: Die Dächer der Häuser sind mit Geschichten oder Weihnachtsszenen geschmückt! Vor allem, wenn man mit Kindern unterwegs ist, ist das etwas Besonderes. So etwas findet man selten und wenn man es von Stuttgart gewöhnt ist, so vermisst man das bei den anderen Weihnachtsmärkten schon etwas – obwohl die Engel in Ludwigsburg und das mittelalterliche Ambiente und Essen in Esslingen natürlich auch etwas für sich haben.

Bei Nacht sind die Bilder natürlich noch schöner, aber da kann man vor lauter Menschen kaum Fotos machen und Nachtaufnahmen gibt es im Internet auch schon zu Genüge. Daher liefere ich hier jetzt ein paar weitere bei Tag:

 

 

Ein paar Wochen vor dem Weihnachtsmarkt gibt es in Stuttgart auch noch das Weihnachtsdorf auf dem Schlossplatz, wo schon einmal Glühwein, Bratwürste und Waffeln verkauft werden und man kann sogar auf der dortigen Eisbahn Schlittschuh laufen. Hier treffen sich auch viele Firmen zum Glühweintrinken nach Feierabend, da man hier doch etwas mehr Platz zum Stehen hat als auf dem Marktplatz. Ein so freier Anblick des Platzes bietet sich abends aber natürlich trotzdem nicht – der bietet sich nur wenigen Auserwählten ;)

 

HME Poetik Dozentur Tübingen Mittwoch

Der Mittwoch stellte in der Woche der Poetik-Dozentur eine Art Spiegelachse dar – um es mit Tobias Worten zu sagen. Denn am Mittwoch dozierten HME und Dirk von Petersdorff gemeinsam, bevor dann am Donnerstag und Freitag Petersdorff alleine weiter machte. Auch hier wurde wieder der Raum gewechselt, weil der Festsaal dieses Mal belegt war. Wir sind daher extra 1h früher losgefahren und waren dann aber auch als eine der ersten dort. Tatsächlich waren aber 1h vor Vorlesungsbeginn schon ein paar andere Leutchen da.

Vom Schreiben über das Lesen ging es heute um das „Weiterschreiben„.
HME und Petersdorff lasen abwechselnd Gedichte verschiedener Lyriker vor und zeigten inwiefern sie die jeweiligen Gedichte inspiriert haben, eigene Gedichte zu ähnlichen oder auch gleichen Themen zu schreiben – wie sie also die Gedichte „weitergeschrieben“ haben. HME meinte zu Beginn, dass Originalität häufig überschätzt werde und eher eine moderne Idee sei. Sie wollten hier nun ein paar Tricks vorstellen , mit denen der Lyriker arbeitet: Anspielung, Zitat, Übersetzung, Negation, Plagiat.
So wurde beispielsweise aus Ludwig Uhlands „Schwäbischer Kunde“ HMEs „Türkischer Kunde“ oder aus Klopstocks elegischem Gedicht „Die frühen Gräber“ Petersdorffs elegisches Gedicht „Raucherecke“. Oder Rainer Maria Rilkes „Erste Dunieser Elegie“ wird komplett negiert und trotzdem merkt – bis auf ein paar Ausnahmen – niemand im Saal, dass dieses negierte Gedicht kein Rilke-Gedicht ist.
Als Abschluss zeigt Petersdorff noch auf, dass auch eine kleine Notiz schon ausreicht, um den Lyriker zu inspirieren. Gottfried Benn notierte sich wohl einmal „Ich bin nichts Offizielles. Ich bin ein kleines Helles.“ Petersdorff machte daraus das „Bierlied mit Benn“ – ein sehr lustiges Gedicht über die verschiedenen Biersorten.

Das Thema des Würth-Literaturpreises wurde übrigens auch an diesem Tag bekanntgegeben:

„Ein Ausflug zu dritt.“

Und damit schließt sich auch der Kreis, denn das ist der Untertitel zu dem am Sonntag auf der Lesung in der Kunsthalle Würth vorgestellen Gedichtband von HME „Blauwärts. Ein Ausflug zu dritt.“
Allen, die am Wettbewerb teilnehmen, wünsche ich viel Spaß und gute Ideen zu diesem Thema.

HME Poetik Dozentur Tübingen Dienstag

Am Dienstag hatte man sich im Festsaal schon eingerichtet – eine Leinwand war aufgestellt worden und die Sitzplätze auf der Bühne waren verschwunden.

Der Besucherandrang war ungebrochen und so war der Festsaal auch dieses Mal voll besetzt.

Während es am Vortag noch um das Schreiben von „Geschichte“  oder „Geschichten“ ging, wurde nun das Lesen zum Thema gemacht. Irgend jemand muss das Geschriebene ja auch schließlich lesen.
HME begann mit dem „Lob des Analphabeten“ und führte weiter aus, dass Alphabetismus nicht die Regel, sondern die Ausnahme sei, da jeder 3. Erdenbewohner nicht lesen könne. Er führte weiter aus, dass es ohne Analphabeten keine Literatur geben würde, wobei ich zugeben muss, dass mir hier die Argumentation abhanden gekommen ist. Wenn jemand, der auch dort war, das hier liest und HMEs Gedankengang verstanden hat, kann ja vielleicht einen kleinen Kommentar da lassen.

Das Erlernen des Lesens sei jedoch eng damit verbunden gewesen, dass Mitte des 19. Jhdts die allgemeine Schulpflicht eingeführt worden sei und die Menschen dann lesen lernen mussten, um sich auf die Arbeitswelt vorzubereiten. Den Menschen das Lernen des Lesen zu ermöglichen war natürlich auch mit Gefahr verbunden – man wolle ja schließlich die Leute nicht unbedingt klüger machen – denn: „Wissen ist Macht“.
Noch im 18. Jhdt wäre das Lesen als eine Art Laster verschrien gewesen – ähnlich wie es heute das Rauchen sei. Wer einmal in jungen Jahren damit angefangen habe, komme nur sehr schwer wieder los. Enzensberger raucht übrigens selbst – und liest natürlich auch das ein oder andere Buch.
Nach seiner dieses Mal doch recht kurzen Vorlesung gab er uns allen noch etwas mit auf den Weg: Wir, die wir dem Laster des Lesens verfallen seien, sollten Ruhe bewahren.

Zum Abschluss hier von  mir noch ein kleines Foto von den Hallen in Tübingens Universität – da kann Stuttgart leider nicht mithalten: